Ich amüsiere mich gerade sehr über die politische Diskussion der
Reglementierung der Prostitution.
Es ist eine konfuse Mischung aus gesellschaftlichem Tabuthema, vermeintlich
politischer Korrektheit und selbstproduzierendem feministischen Gutmenschentum.
Sobald das Thema Prostitution aufkommt, reden alle sofort von kriminellen
Machenschaften, von Menschenhandel und von Zwangsarbeit.
Und das alles will man abschaffen in dem Mann oder Frau die Tätigkeit der
Prostituierten möglichst verunmöglicht.
Richtig ist, ja es gibt in der Tat im Milieu Kriminalität. Es gibt
Menschenhandel, es gibt Zwangsprostitution.
Aber man muss mal die Frage stellen woher das kommt und wie sehr das auf die
Mehrheit zutrifft.
Tatsache ist, das immer mehr Sexarbeiter (ich benutze dieses Wort
absichtlich) den Job weitgehend freiwillig und ohne Zwang machen. Die Zuhälter
im altklassischen Sinne sind eine zunehmend aussterbende Rasse. Geschäftsleute
ersetzen die tätowierten Muskelmänner, Krawatten die Goldkette.
Es ist ein Geschäft das zunehmend in die Legalität wandert, in der plötzlich
Themen wie Gewerbesteuerhebesätze, Baunutzungsvorschriften,
Sozialversicherungen und doppelte Buchführung relevant werden, in dem der
Geschäftsbetreiber nicht mehr die Razzia der Polizei befürchtet, sondern die
Steuerfahndung und den kommunalen Ordnungsdienst.
Und plötzlich sehen sich die Behörden und Politiker in der Zwangslage über
Dinge nachzudenken, über die man sich vorher keine Gedanken gemacht hat.
Prostitution zu legalisieren hört sich erstmal toll an. Jetzt kommen wir aber
plötzlich zur Frage, ist eine Prostituierte nach dem Gewerberecht eine
Einzelunternehmerin, eine Freiberuflerin? Kann eine Prostituierte eine
Kapitalgesellschaft sein? Und wenn sie Angestellt wird, wann ist das
Renteneintrittsalter, gibt es Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und wenn ja,
wonach berechnet diese sich, welche Gewerkschaft ist zuständig, was zählt als
Arbeitsunfall?
Und nun haben wir die Gutmenschen, die sofort ihre Chance sehen. Nämlich das
Verunmöglichen der Tätigkeit als Prostituierte durch Überregulierung und
Paragraphenwahn. Man muss einfach nur so viele Gesetze und Verordnungen
erlassen, in jeder Gemeinde und in jedem Bundesland andere und teilweise
wiedersprechend, bis eine Nutte eigentlich nicht mehr arbeiten kann, ohne
alleine schon beim aufstehen gegen ein Gesetz zu verstoßen.
Dadurch drehen wir den guten Prozess der Legalisierung wieder um,
kriminalisieren erneut das Milieu und anstatt die Bedingungen besser und
sicherer zu machen für die Frauen, öffnen wir wieder den dunklen Mächten Tür
und Tor. Aber es ist halt ein Thema, bei dem jeder Politiker sich im
bürgerlichen Sektor gleich welcher politischen Färbung sichere Zustimmung holen
kann. Denn schließlich sind Nutten wie McDonalds. Keiner war dort jemals Essen,
jeder findet das Essen dort grausig, aber irgendwie schaffen diese Konzerne
Milliarden Umsätze. Natürlich geht kein Politiker, kein ordentlicher
Spießbürger zu einer Nutte, Gott bewahre.
Aber man kennt da jemand, der einen kannte dessen Freund mal ausversehen an
der falschen Klingel geklingelt hatte...Vasteeeste?!
Zurück zur ursprünglichen Frage, woher Kriminalität in dieser Branche
kommt.
Nun, man muss erstmal klären, was Zwang ist. Viele Feministen vertreten den
Tenor, das jede Nutte gezwungen ist, weil sonst würde sie es nicht tun. Naja,
dann ist jede Form von Arbeit erzwungen, den auch ich muss meine Miete
verdienen und Rechnungen bezahlen. Und sicher fühlt sich auch die Kassiererin
bei Aldi gezwungen, dort zu arbeiten und wahrscheinlich hat sie auch wenig
alternativen über den Lohn zu verhandeln. Sicher steckt für viele Prostituierten
ein Sachzwang hinter der ganzen Sache. Je nach Ausbildung und Herkunft dürfte
es schwer fallen einen Beruf zu finden, in denen man 5.000 Euro verdienen kann.
Und klar ist auch das viele Frauen den Beruf nicht gerne machen, sondern weil
sie das Geld brauchen oder haben wollen. Tatsächlicher Zwang ist das aber
nicht.
Die wirkliche Ursache ist dieselbe, warum die Europäische Union trotz eines teuren
und aufwendigen Rücknahme- und Recyclingsystems für Elektroschrott 70%
desselbigen Abfalles in Entwicklungs- und Schwellenländer exportiert, welche
dort unter katastrophalen Zuständen aufbereitet und entsorgt werden.
Weil sich damit Geld verdienen lässt auf Grund der globalen Ungleichheit im Lebensstandard.
Solange es Länder gibt, in denen bittere Armut herrscht und eine Familie mit
250 Euro im Monat gut leben kann und Länder in denen eine Frau nichts anderes
können muss als Frau zu sein um dort 250 Euro am Tag zu verdienen, solange wird
es Frauen geben, die eben genau aus dieser ihrer wirtschaftlichen Not heraus
bereit sind, sich in die Prostitution zu begeben. Und solange es Gesetze gibt
die genau das Verhindern sollen, wird es Menschen geben, die bereit sind bei
entsprechender Gewinnspanne diese Gesetze zu brechen oder beim brechen zu
helfen.
Genau aus diesem Grund, der Gewinnspanne, exportiert die Müllmafia
Elektroschrott nach China und genau aus dem Grund, der Gewinnspanne, exportiert
die andere Mafiaabteilung Menschen aus armen Regionen in die wohlhabenden. Und
solange diese Unterschiede da sind, wird es Frauen geben, die man mit
Versprechen hier her locken kann, die sich aus Not und Elend dem Zwang
hingeben, anschaffen zu gehen.
Diese Zustände, diese Mafia wird man aber nicht austrocken in dem die
Behörden den legalen Betrieben und den freiwilligen Sexarbeitern die Arbeit
unmöglich oder möglichst schwer macht. Im Gegenteil. Für jedes Bordell das
offiziell zu macht, wird irgendwo unter viel schlimmeren Bedingungen weiter
gearbeitet, für jede deutsche Hure die nicht mehr offiziell arbeiten wird, wird
irgendwo eine mit wesentlich weniger Sicherheit, persönlicher wie
wirtschaftlicher, arbeiten.
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"Tatsache ist, das immer mehr Sexarbeiter (ich benutze dieses Wort absichtlich) den Job weitgehend freiwillig und ohne Zwang machen."
AntwortenLöschenWie belegst du diese Tatsache?
Die Anzahl derjenigen die in irgendeiner Form als Sexarbeiter gemeldet sind, nimmt ständig zu. Entweder gemeldet beim Finanzamt oder beim Gewerbeamt. Exakte Zahlen sind schwer zu nennen, da viele Prostituierte ihr Gewerbe nicht gerne als "Prostituierte" anmelden, sonden mit Umschreibungen wie "Dienstleistungen persönlicher Art". Daher ist es für die Ämter schwer, ohne aufwendige Recherche exakte Zahlen zu nennen.
AntwortenLöschenEs ist kaum anzunehmen, das ein Sexarbeiter sich bei Behörden oder Ämtern für eine Tätigkeit anmeldet, zu der er gezwungen wird. Daran hätten auch die, welche zwingen, wenig Interesse.